Wandern entlang der Felsküste, durch Buchten mit einsamen Sandstränden und dabei den rauhen Atlantik im Ohr – genau das erlebt man auf dem Fischerpfad an der Algarve. Über
13 Etappen führt er über 226,5 km an der südwestlichen und südlichen Küstenlinie Portugals entlang.
Für uns ging es Mitte März über die letzten sechs Etappen von Arrifana nach Lagos. Nachdem wir knapp zwei Tage in Lissabon waren, sind wir am späten Nachmittag vom Busbahnhof Sete Rios mit dem Bus nach Aljezur gefahren. Die Fahrt dauerte gut 3,5 Stunden und die Tickets waren bequem vorab online buchbar. Um von Aljezur nach Arrifana zu kommen, braucht man ein Taxi. Leider war es gar nicht so leicht, trotz Taxistand, abends um 20 Uhr noch ein Taxiunternehmen zu erreichen, daher macht es Sinn, dies vorab zu organisieren oder alternativ eine Etappe eher einzusteigen und von Aljezur nach Arrifana zu laufen.
Als Unterkunft für die erste Nacht waren wir im Hotel Vale Da Telha: schöne Zimmer, gutes Frühstück und vor allem ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Etwa 1,5 km entfernt findet man die Pizzeria “Arte Bianca”, die ich ebenfalls empfehlen kann – auch die vegane Pizza war sehr gut!
Von Arrifana nach Carrapateira
Es ist ein tolles Gefühl, wenn man zum ersten Mal an den Steilklippen steht, die bis zu 100 m hoch sind, auf den Atlantik blickt und weiß, dass man ihnen in den nächsten Tagen folgen wird. Der Weg selbst ist mit den grün-blauen (und manchmal nur rot-weißen) Streifen der Rota Vicentina sehr gut markiert. Die gesamten 20 km dieser Etappe führen durch kaum besiedeltes Gebiet und enden am wunderschönen Strand von Carrapateira. Hier die Schuhe auszuziehen und barfuß durch die Brandung den Strand zu überqueren, ist eine Wohltat für die Füße und der beste Abschluss für unseren ersten Tag auf dem Fischerpfad.
Carrapateira ist ein kleiner Surferort, in dem im März noch nicht sehr viel los war. Umso überraschter war ich, im Restaurant Alecrim auch einige vegane und sehr leckere Gerichte zu finden.
Von Carrapateira nach Vila do Bispo
Diese Etappe ist mit gut 15 km relativ kurz, bietet aber beeindruckende Blicke auf den Atlantik, bevor der Weg ins Landesinnere nach Vila do Bispo abbiegt. Passend zum rauen Atlantik war das Wetter bei uns sehr unbeständig, ein permanenter Wechsel aus Sonne und Wolken und teils extrem starkem Wind. Gerade auf den oft zwar kurzen, aber auch sehr steilen Auf- und Abstiegen ist ein gutes Schuhprofil essentiell. Der schlammige Boden und die nassen Steine waren herausfordernder als wir erwartet hatten 😉
Die beste Belohnung nach dieser Etappe gab es in Izzys Market, einem tollen, veganen Cafe, bei dem Frühstück, Lunch und viele Leckereien auf der Karte zu finden sind. Es war das erste Mal, dass ich einen Cappuccino bestellen konnte, ohne darauf hinweisen zu müssen, dass ich eine Kuhmilch-Alternative möchte.
Von Vila do Bispo nach Sagres
Auf diese Etappe hatte ich mich im Vorfeld am meisten gefreut, da sie von der Westküste einmal rund ums Cabo de São Vicente an die Westküste führt. Auch wenn das Wetter an diesem Tag das Laufen durch extremen Wind erschwert hat, wurde ich nicht enttäuscht. Besonders die letzten Kilometer bis zur Kapspitze sind sehr beeindruckend, weil man über die Hochebene direkt an den Felsen von einer Klippe zur nächsten wandert und einen tollen Blick in beide Richtungen hat.
Von Sagres nach Salema
Dies war aus unserer Sicht die anstrengendste, aber auch die schönste Etappe. Sie führt fast ausschließlich an der direkten Küstenlinie entlang, immer über einen schmalen Pfad durch insgesamt sieben Buchten mit schönen Sandstränden. Jeder Abstieg zum Strand bedeutet einen anschließenden Aufstieg zurück auf die Klippen.
Wir haben nicht direkt im Ort in Salema übernachtet, sondern sind noch anderthalb Kilometer weitergelaufen, um im Willow Tree Tent des Salema Eco Camps zu übernachten. Auch wenn es die ganze Nacht geregnet hat, war dieses Glamping-Erlebnis ein besonderes Highlight auf unserer Reise. Auch das Restaurant Nazari, das sich auf dem Gelände des Camps befindet, ist sehr zu empfehlen, insbesondere das Frühstück.
Von Salema nach Luz
Diese nur 13,9 km lange Etappe (minus 1,5 km, wenn man nicht im Eco Camp schläft) lässt sich bei Bedarf auch mit der letzten Etappe nach Lagos (11,3 km) kombinieren. Wir haben uns entschieden, auch aufgrund der Regenprognosen, es entspannt angehen zu lassen und die Etappen einzeln zu laufen. An den Stränden unterwegs kann man viele Surfer beobachten, die sich mutig in die Wellen stürzen, und auf halber Strecke zwischen Salema und Luz führt der Pfad durch den kleinen Ort Burgau, der zu einer Pause einlädt. Auch Luz ist ein netter Ort mit viel Gastronomie und einem kleinen Strand. Einen sehr leckeren Kaffee gibt es z. B. im Cafe The Studio.
Von Luz nach Lagos
Im Vergleich zu den anderen Etappen gleicht der Weg von Luz nach Lagos eher einem sehr schönen Spaziergang. Der sandige Pfad weicht irgendwann Holzstegen, die uns rund um die Ponta da Piedade führen. Die Felsformationen und Buchten hier sind sehr sehenswert (auch an der Anzahl an Besucher*innen zu erkennen) – perfekt, um sich treiben zu lassen und die Reise entspannt ausklingen zu lassen. Offiziell endet der Fischerpfad am Bahnhof in Lagos, von wo aus wir am nächsten Tag den Zug nach Faro genommen haben. Pro-Tipp: Wer, wie wir, genug Zeit hat, kann vom Bahnhof in Faro super zum Flughafen laufen. Die ca. etwa 5 km führen entlang eines Naturschutzgebietes und bieten einen schönen Blick auf die Stadt und den Naturpark Ria Formosa.
Im Gegensatz zur Gran Senda de Malaga, die wir im vergangenen Jahr zur selben Jahreszeit gelaufen sind, zeichnet sich die Rota Vicentina nicht unbedingt durch die abwechslungsreiche Natur, sondern durch ihre Nähe zum Meer und die hohen Steilküsten aus. Der Weg ist ausschließlich zu Fuß begehbar und überraschte uns trotz der teils kurzen Etappen mit einem anspruchsvollen Terrain und sehr steilen An- und Abstiegen. Es lohnt sich, nur das Nötigste einzupacken, für schnelle Wetterumschwünge gewappnet zu sein und immer genug Wasser und Proviant einzupacken, da es nicht auf jeder Etappe Einkehrmöglichkeiten gibt. Die wunderschönen, teils wenig besuchten Strände unterwegs sind die perfekten Pausenstopps – der Einfluss der Surfer-, Yoga- und Auswandererkultur lässt sich in jedem der Orte unterwegs erleben und trägt sicherlich auch dazu bei, dass es so viele vegane und moderne Restaurants gibt. Für mich ein Plus, auch wenn dadurch das “typisch portugiesische” ein wenig verloren geht.Pro-Tipp für schöne Fingernägel unterwegs: Der Striplac von Alessandro ist nicht nur umweltfreundlich und vegan, er hält auch deutlich länger als herkömmlicher Nagellack – schwimmen, surfen und wandern sind damit kein Problem 🙂